Die Dorffasnacht Biberist achtete von jeher darauf, dass das Plakettensujet ein Zeitgeschehen, ein besonderes Ereignis dokumentiert. Auch der tiefere Sinn der Fasnachtsmottos lassen Rückschlüsse auf etwas "Aktuelles" ziehen. Natürlich hinkt dadurch das Motto, das Sujet ein Jahr hinterher, da zuerst etwas passiert sein musste.
Als Beispiel sei hier die Plakette von 1995 erwähnt. Damals feierte die Dorffasnacht ihr 50-Jahr Jubiläum und das Motto war "Freude herrscht". Das Motto bezieht sich nicht nur auf das Jubiläumsjahr, sondern auch auf eine Aussage von Alt-Bundesrat Adolf Ogi. Seine Worte, "Freude herrscht", waren landauf und landab in aller Munde.
1966 - s'het gänderet
Der Wettlauf ins All zwischen den USA und der Sowjetunion begann nach 1950. Die ersten Raumflugkörper, die den Mond erreichten, waren Lunik 2 und Luna 9 der Sowjetunion. Am 20. Februar 1965 schlug dann Ranger 8 als erster amerikanischer Flugkörper auf dem Mond auf. Am 3. Februar 1966 landete dann Luna 9 als erster Flugkörper weich auf dem Mond. Damals waren solche Ereignisse noch Sensationen.
Deshalb sah man auf dem Plakettensujet 1966 den Ämmeschnägg auf einer Mondrakete fliegen. Das Motto "S'het g'änderet" war für 1966 bezeichnend, man musste feststellen, dass auch ein Flug zum Mond möglich ist.
1967 - Der "Prostata-Brunnen"
Die Bürgergemeinde Biberist schenkte der Einwohnergemeinde Biberist einen Brunnen, der auf dem Gelände der EXPO 64 in Lausanne stand. Der neu auserwählte Platz war der Bezirksschulhausplatz bei der St. Ursenkreuzung in Biberist. Der Brunnen spie ab und zu kleine Wasserfontänen. Dies ergab ihm dann den Übernamen "Prostata-Brunnen".
Das Spritzen des Brunnen musste abgestellt werden, da im Winter je nach Windverhältnissen der Platz um den Brunnen vereiste und gefährlich glatt wurde. Der Brunnen musste dann der Neugestaltung des Platzes (Kreisel) weichen.
Das Sujet auf der Fasnachtsplakette von 1967 weist auf diesen Brunnen hin. Das Motto hingegen hiess: Zieh d Bräms a. (Chasch de, wenn uf em Glattiis bisch!)
1970 - 25 Jahre Dorffasnacht
Das Fasnachtsmotto "25 Jahre Dorffasnacht Biberist" weist unverkennbar auf das Jubiläumsjahr hin.
Betrachtet man jedoch die Plakette genauer, so erkennt man in den Umrissen unseren Mond und die Oberfläche ist voller Mondkrater. Darauf gelandet ist eine Mondfähre und links daneben ein Mensch in seinem Schutzanzug. Am 20. Juli 1969 betraten nämlich die ersten Menschen den Mond. Das Motto der damaligen Fasnacht hiess dann auch: Der Schnägg im Mond.
1971 - Mini ? Maxi
Der Minirock hat die Damenmode in den sechziger und siebziger Jahre geprägt. Nur kurze Zeit später brachte die Modeindustrie jedoch den bodenlangen Maxirock als Kontrastprogramm auf den Markt. Das war für die Dorffasnacht ein dankbares Plakettensujet, eine Frau im Minirock, daneben ein Frau im Maxirock. Das passende Fasnachtsmotto "Maxi ? Mini" lag auf der Hand.
1972 - Dr Schnägg im Frondienst
1970 ging das Schlösschen Vorderbleichenberg in den Besitz der Gemeinde Biberist über. 1971 wurde dank aufwändiger Frondienste der Biberister Bevölkerung und dank der grosszügigen Unterstützung des Gewerbes das Schlösschen restauriert.
Natürlich war auch der Schnägg im Frondienst, was sich in der Wahl des Mottos für 1972 niederschlug, "Dr Schnägg im Frohndienst". Als Plakettensujet musste das Haus des Ämmeschnäggs herhalten, das als Schlösschen die Plakette ziert.
1974 - Geits no
Auf der Fasnachtsplakette von 1974 ist der Kopf von Leo Schürmann abgebildet. Leo Schürmann war langjähriger solothurnischer CVP-Nationalrat. Besonders populär machte ihn aber die Tatsache, dass er zum ersten Preisüberwacher der Schweiz gewählt wurde.
Auf der Plakette verewigt konnte der Preisüberwacher zusammen mit dem Schnägg dafür sorgen, dass der Preisanstieg der Waren nur im Schnägge-Tempo kletterte ;-) Das Motto "Geits noh" ein Fingerzeig für überhöhte Preise.
1976 - Im Jahr der Frau
Die Vereinten Nationen hatten 1975 zum Jahr der Frau proklamiert. Für das Jahr 1976 war dann das Plakettensujet diesem Thema gewidmet. Ob es tatsächlich so schlimm war, wie das Sujet auf der Plakette erahnen lässt, ist fraglich. Trotzdem - die Frau auf dem Schneckenhaus hält das Zügel fest in der Hand und gibt dem Schnägg den Stock zu spüren.
Auf die Frage des Mottos "Im Jahr der Frau - hesch au?" blieb man bis jetzt jede Antwort schuldig ;-))
1988 - Mir liirets
Die St. Ursenkreuzung wurde mit einer Ampelanlage ausgerüstet. Ein richtiger Wald von Ampeln zierte die Kreuzung. Fussgänger, die nicht gedoppt waren, schafften es nicht, während der Grünphase die Strasse zu überqueren. Dank der neuen Ampelanlage stauten sich die Autos Richtung Solothurn bis zum Bahnübergang der RBS.
Kaum verwunderlich, dass das Motto dann 1988 "Mir liirets" hiess. Das Plakettensujet ist ein verunsicherter Ämmeschnägg im Ampelwald neben dem Gasthof St. Urs.
1989 - Jetz fägt's
Ein neuer Gemeindepräsident trat sein Amt. Dies ist ein langjähriger Fasnächtler und Mitglied der Schnägge-Zunft. Der neue "Boss" über Biberist hiess Heinz Lehmann. Die Fasnächtler hiessen ihr langjähriges Mitglied mit dem Motto "Jetz fägt's" willkommen und als Sujet wählte man im Hintergrund das Gemeindehaus.